Artenschutz
Schwebfliegen als Bestäuber
Nonnenroth, 23.6.2013. Stechen die? Nein, sie stechen nicht, sie tun nur so. Schwebfliegen haben weder einen Stachel wie Bienen und Wespen, noch einen Stech- oder Sägerüssel wie Wanzen und Mücken. Und Schwebfliegen beißen auch nicht, denn ihre Mundwerkzeuge sind wie kleine Tupfer, mit dem sie Blütenpollen und Nektar auflecken und einsaugen.
Im Rahmen ihres 40 jährigen Bestehens veranstaltete kürzlich die NABU Gruppe Nonnenroth mit dem Dipl.- Biologen, Dr. Frank Jauker von der Uni Gießen, eine Schwebfliegen-Exkursion in Nonnenroth. Treffpunkt war die Vogelschutzhütte.
Unsere Gäste
Hier konnte der Vorsitzende, Heinz Weiss, 50 Gäste begrüßen. Darunter die Vertreter der Ortsvereine und Herrn Pfarrer Lemp. Der Vorsitzende der Vereinsgemeinschaft, Werner Leipold, überbrachte die Glückwünsche zum Jubiläum und eine Geldspende der Ortsvereine.
Geschenkübergabe
Jetzt im Sommer sind die meisten Wiesen schon gemäht und auch die Straßen- und Wegränder zeigen sich kurz, so der Biologe. Für Blütenbesucher ist dort wenig zu holen. Umso mehr Verkehr herrscht nun an den Krautsäumen der Hecken, an Wegrändern und auf Brachen. Flockenblumen und Malven blühen, Johanniskraut und Wilde Möhren. Hier tummeln sich Käfer, flattern Schmetterlinge und landen Hummeln.
Ein interessiertes Publikum
Für den Biologen Jauker sind die eleganten Schwebfliegen die Flugkünstler unter den Insekten. Mit bis zu 300 Flügelschlägen in der Sekunde können sie kolibrigleich in der Luft stehen. Sie manövrieren blitzartig, sind ebenso schnell im Vorwärts- wie im Rückwärtsgang. Erwachsene Schwebfliegen ernähren sich ausschließlich von Nektar und Pollen, sie sind neben Bienen unsere wichtigsten Bestäuber. Rund ein Drittel aller Nahrungsmittel in der westlichen Welt geht direkt auf die Bestäubung durch Insekten zurück. Alleine in Deutschland kommen, laut Frank Jauker, rund 450 Schwebfliegenarten vor. Manche sind nur fünf Millimeter groß und andere bis zu zwei Zentimeter. Die einen sind schlank, andere wiederum pummelig. Dann gibt es welche, die dicht behaart und andere die glänzend glatt sind. Längst nicht alle sind nach Wespenart gezeichnet, einige sehen eher Honigbienen oder Hummeln ähnlich und Erzschwebfliegen sind weitgehend schwarz. Bis auf einige typische Arten ist es recht schwierig, so Jauker, Schwebfliegen sicher auseinander zu halten.
Die Kinder hatten viele Fragen an den Biologen
Um Vögel und andere Fressfeinde abzuschrecken, machen sich Schwebfliegen mit ihrer oft schwarz-gelben Hinterleibszeichnung gefährlicher als sie sind, so der Biologe. Wenn sie einmal still sitzen sieht man übrigens, dass Schwebfliegen nur ein Flügelpaar heben - wie alle Fliegen. Wespen und die meisten anderen Insekten haben dagegen vier Flügel. Aber so genau schauen halt auch viele Vögel nicht hin und lassen die Schwebfliegen in Ruhe.
Auf Tuchfühlung mit Spinnen
5. Mai 2013 // Die Spinnen-Expertin Sabine Pfaff: „Spinnen sind eine so vielseitige und spannende Tiergruppe.
Die australische Lasso-Spinne, zum Beispiel , wirft einen Spinnenfaden mit einem klebrigen Tropfen nach ihrer Beute, die einheimische Speispinne „speit" ihre Spinnfäden über die Beute und die Kreuzspinnen bauen ein kunstvolles Radnetz zum Fliegenfang. Springspinnen erjagen dagegen ihre Beute als Leoparden der Spinnenwelt mit einem weiten Sprung aus dem Hinterhalt".
Die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) hatte kürzlich nach Lich-Bettenhausen zu einer Exkursion eingeladen. An diesem Vormittag drehte sich alles um Spinnen.
Weltweit gibt es, lt. Biologin Pfaff, etwa 30.000 bekannte Spinnenarten, von denen ca. 800 Arten in Deutschland leben. Unsere „Achtbeiner" sind oft prächtig gemustert oder faszinieren durch ihr Verhalten. Die Spinnentiere betreiben sogar Brutpflege, was sie zu den höher entwickelten Wirbellosen auszeichnet. Die verwendete Spinnenseide ist ein Wunderwerk der Natur, das der Mensch gerne nutzen würde. Wenn Spinnen, so die Biologin, z. B. so groß wie Menschen wären, dann könnte der von ihnen produzierte Spinnenfaden einen Hubschrauber am Weiterflug hindern. Anfangs noch mit respektvollem Abstand, arbeitete sich die Gruppe im Laufe der Exkursion zu regelrechten Spinnenexperten heran.
Auf der Bettenhausener Winke wurden Spinnen auf dem Boden, zwischen Kräutern, in bunten Wiesen und in Hecken gesucht, vorsichtig eingefangen, beobachtet und dann bestimmt. An diesem Morgen konnten 15 Arten, u. a. Spring-, Wolfs-, Kugel-, Krabben und Spaltenkreuzspinne notiert werden. Anschließend wurden sie natürlich wieder in die Freiheit entlassen.
Die Spinnenexpertin machte darauf aufmerksam, dass man sich nicht vor den bei uns im Haus lebenden Zitter- und Hausspinnen fürchten muss. Im Gegenteil, jede Spinne fängt im Laufe ihres kurzen Lebens bis zu 100 lästige Mücken und Fliegen und dient somit als Kammerjäger in unseren Wohnungen. Alte Spinnweben der Zitterspinnen kann man jedoch getrost entfernen, wenn sich keine lebenden Exemplare mehr darin befinden. Während man sich bei uns vor Spinnen eher ekelt, sie sogar tötet und ihre Netze im Haus zerstört, gelten sie in anderen Ländern als heilig.
Für den Naturhaushalt erfüllen die Spinnen als Insektenvertilger eine überaus wichtige öklogische Aufgabe. Die Spinnen selbst sind wieder Nahrung für Vögel, Blindschleichen, Kröten, Schlupfwespen, Eidechsen, Spitzmäuse. Sie stellen damit ein wichtiges Glied in der Nahrungskette dar. Leider sind derzeit schon über 20 % der heimischen Spinnen durch die Veränderung ihrer Lebensräume gefährdet. Darum appelliert die Biologin Pfaff an alle Mitbürger: Gestalten wir unsere Gärten und Grünanlagen möglichst naturnah. Kein Gift und Insektizide verwenden. Pflanzen wir heimische Kräuter und Wildsträucher, da sie einer Vielzahl von Lebewesen Unterschlupf und Nahrung geben.
„Der Milan ist da!“
Greifvögel begeistern durch ihren majestätischen Flug und ihr beeindruckendes Jagdverhalten. Der größte bei uns brütende Greifvogel ist der Rotmilan.
Seit Mitte März kreist er wieder über unser Dorf und macht damit auf sich aufmerksam, dass er auch wieder aus seinem Winterquartier zurück ist.
Schweben wie ein Spielzeugdrachen
Mit einer Flügelspannweite von bis zu 180 Zentimetern ist der Rotmilan etwas größer als ein Mäusebussard. Der fremdartig klingende Name "Milan" kommt übrigens aus dem Französischen. "Red Kite", roter Drachen, nennen ihn die Engländer. Und wie ein großer Spielzugdrachen kreist der Rotmilan auch am Himmel, scheinbar schwerelos. In vielen Gegenden heißt der Rotmilan auch "Gabelweihe". Den Namen verdankt er seinem auffälligsten Merkmal: einem langen, rostroten, tief gegabelten Schwanz.
Deutschland hat weltweite Verantwortung für
Rotmilan-Schutz
Für keine andere Vogelart trägt Deutschland so große Verantwortung wie für den Rotmilan: 50 % des weltweiten Bestands leben in Deutschland. Noch! In den letzten zwanzig Jahren ist der Rotmilan-Bestand um 30 % eingebrochen. Die Intensivierung in der Landwirtschaft, Störungen der Bruten und Verluste an Stromleitungen und Windkraftanlagen werden immer mehr zum Problem. Eine große Herausforderung, der sich der Naturschutz stellt - mit Ihrer Hilfe!
Das Weltareal des Rotmilans (Milvus Milvus) ist vollkommen auf Europa konzentriert,wo der elegante Greifvogel fast nur in einem schmalen Band vom Baltikum und Südschweden bis nach Portugal brütet.
Folglich zählt der Rotmilan mit einem europäischen (= globalen) Bestand von nur 19.000 bis 24.000 Paaren zu den weltweit sehr seltenen Vogelarten.
Allein 50 % des Weltbestandes brüten in Deutschland sowie 5 % in Hessen.
Deutschland, aber auch unser Dorf Nonnenroth, hat somit eine immense Verantwortung für den globalen Erhalt dieses Greifvogels, bei keiner anderen Vogelart brütet hier ein derart großer Anteil der Weltpopulation.
Rotmilane gelten nach dem Bundesnaturschutzgesetz als streng geschützte Tierart und sind eine Vogelart der europäischen Vogelschutzrichtlinie. Zudem sind sie auf der Vorwarnliste der globalen roten Liste verzeichnet.
Wo fliegt der Rotmilan
Der Kulturfolger Rotmilan findet nur in halboffenen, abwechslungsreich strukturierten Landschaften ausreichend Beute. In unserer immer intensiver genutzten Feldflur dagegen fehlt es ihm - und vielen anderen "Agrararten" - an Nahrung. Besonders zu schaffen machen dem Rotmilan der fortschreitende Grünlandumbruch. Der Anbau dicht wachsender Getreidesorten und neuer schnellwüchsiger Feldfrüchte machen seine Beute unerreichbar. Mit dem Ausbau der Feldwege verschwindet auch die alternative Jagdmöglichkeit an Grünwegen.
Nahrungsreiche Lebensräume sind gefordert
Das üppige Nahrungsangebot abwechslungsreicher Kulturlandschaften für den Rotmilan müssen wir erhalten und traditionelle Bewirtschaftungsformen - etwa in der Grünlandnutzung - unterstützen. Aber auch in intensiv genutzten Regionen können wir zusammen mit Naturschutz-, Landwirtschafts- und Flurbereinigungsbehörden in bekannten Rotmilanrevieren gezielt auf den Erhalt und die Neuschaffung wichtiger Strukturelemente hinwirken - Heckenzüge, Baumreihen und Feldgehölze, Blühstreifen, Stoppelbrachen, Grünwegen etc. Auch auf politischer Ebene betreiben wir Lobbyarbeit für geeignete Förderinstrumente, für die Förderung des ökologischen Landbaus und für eine schonende EU-Landwirtschaft. Die laufenden Verhandlungen zur Neugestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU bieten hierfür wichtige Ansatzpunkte.